Worms leidet unter einer zunehmenden Verödung der Innenstadt, die Attraktivität sinkt. Dagegen muss dringend etwas getan werden – zielgerichtet und effizient. Die vielen Einzelmaßnahmen und bunten Aktionen allein werden wenig bewirken. Es fehlt die Konzentration auf wirksame Projekte mit nachhaltiger Wirkung. Dafür brauchen wir endlich ganzheitliches Konzept.
Die Wormser Innenstadt verödet
Das mag manchen beruhigen: Auch viele andere Städte kämpfen mit dem Problem verödender Innenstädte. So eben auch Worms. Die Leerstände nehmen zu, immer weniger Menschen finden unsere Innenstadt attraktiv. Diese Situation macht mich sehr unzufrieden. Die bisherigen Maßnahmen scheinen wenig mehr als ein kurzes Strohfeuer zu sein – ohne dass sich nachhaltig etwas ändert. Jutebeutel mit WOW-Aufdruck, ein großer WORMS-Schriftzug auf dem Ludwigsplatz, eine Fotobox in der KW und ein paar bunte Liegestühle oder grüne Sitzinseln helfen uns nicht weiter. All diese Aktionen haben keine nachhaltige Wirkung und binden nur Geld und Personal.
Wir brauchen Fokus statt Aktivismus!
Wir müssen uns von dem Traum verabschieden, die alte Innenstadt der 80er Jahre wiederherstellen zu können. Dafür haben sich die Rahmenbedingungen zu sehr verändert. Wir brauchen ein Gesamtkonzept, wie sich die Wormser Innenstadt in den nächsten Jahren zeitgemäß entwickeln soll. Da geht es nicht um kurzfristiges Marketing für Worms, sondern um gezielte Aktionen, die die Ursachen der fehlenden Attraktivität anpacken.
Dafür ist Fokus statt Aktivismus nötig.
Problem Nummer 1: Leerstand
Das größte Problem ist der Leerstand. Denn er löst einen Ketteneffekt aus. Je mehr Ladenlokale leer stehen, desto unattraktiver wird die Innenstadt – desto mehr Leerstände haben wir. Ein Teufelskreis. Wichtig dabei: Allein mit neuem Einzelhandel lässt sich das Problem heute nicht mehr lösen. Neue Nutzungskonzepte sind dringend erforderlich. Die Stadt muss sich darauf konzentrieren, den Leerstand zu reduzieren, allerdings geht es hier darum eine attraktive Nutzung des Leerstandes zu schaffen. Mehr Eigeninitiative und kreative Lösungen sind gefragt.
Neue Nutzungsformen schaffen
Gewerbe, Wohnen, Gastronomie, Kultur – es gibt viele Möglichkeiten, auch jenseits des klassischen Einzelhandels eine attraktive Innenstadt zu schaffen. Wir müssen akzeptieren, dass eine Vielzahl der Leerstände NICHT mehr mit Einzelhandel zu beseitigen sein wird. Hier müssen wir zusammen mit den Eigentümern Umnutzungskonzepte für Wohnen in der Innenstadt, für attraktive Gastronomie und Kulturprojekte erarbeiten und die noch vorhandenen Gelder einsetzen, um Mieten für eine Anlaufzeit zu subventionieren und gegebenenfalls Umbauten zu unterstützen. Dies kann nicht an junge, unerfahrene Mitarbeiter delegiert werden. Hier brauchen wir Seniorität vom Stadtvorstand!
Mehr Gewerbe in die Innenstadt
Eines der größten Probleme der Wirtschaftsförderung in Worms ist der Mangel an Gewerbeflächen. Gleichzeitig haben wir einen großen Leerstand in der Innenstadt. Das ist ein absurder Widerspruch! Nicht jedes Unternehmen braucht Gewerbeflächen. Wir könnten die Innenstadt zum Technologiestandort machen und gezielt Unternehmen aus der Digital- und Kreativwirtschaft ansiedeln. Dafür müssen wir aber neue Rahmenbedingungen schaffen und aktiv mit den Eigentümern an neuen Konzepten arbeiten.
Einzelhandel und Gastronomie besser fördern
Natürlich brauchen wir auch attraktiven Einzelhandel und mehr Gastronomie. Aber oft sind die Mieten für potenzielle Interessenten und damit das Geschäftsrisiko viel zu hoch, um eine Geschäftsidee überhaupt auszuprobieren. Hier muss die Stadt mit zeitlich befristeten Mietzuschüssen Immobilien attraktiver machen.
Geld sinnvoll nutzen
Statt Jutebeutel zu kaufen, sollten wir lieber in Infrastruktur und Förderung investieren. Das noch vorhandene Geld wäre besser angelegt, wenn wir innovativen Start-Ups oder dem Einzelhandel und der Gastronomie die Mieten für eine Anlaufzeit subventionieren würden.
Fazit: Lasst uns zielorientiert handeln!
Nur mit einem klaren Fokus und eindeutigen Prioritäten werden wir eine nachhaltige Wirkung erzielen. Das Projekt Innenstadtentwicklung braucht Priorität, weniger Projekte und nur solche, bei denen wir mit den eingesetzten Mitteln den maximalen Erfolg erzielen können. Die Geschäftswelt der 80er Jahre in der Innenstadt wird es nicht mehr geben. Wir brauchen ein übergreifendes Konzept wie wir die Stadt attraktiver machen wollen. Wenn wir ein attraktives Produkt: Lebendige Innenstadt Worms haben, dann können wir Geld für ‚sexy‘ Marketing ausgeben aber nicht vorher.